Samuel
Dem Samuel, dem Super Wal,
blieb keine Wahl, blieb keine Wahl!
Er floh unter die Wellen.
Tät‘ er das nicht, das arme Tier,
dann würde bald ein Harpunier
sein Todesurteil fällen.
Dann zerrten sie ihn gleich an Deck,
und machten Öl aus seinem Speck
und würden ihn zerfetzen.
Auch unten lauerte Gefahr,
das wusste er, das war ihm klar,
von Plastik und von Netzen.
Und Samuel, er weinte sehr,
die Tränen kullerten ins Meer,
er kam nicht mehr zur Ruhe:
Wer rettet mich, o weh, o weh!
Gleich machen sie aus mir Haschee
und Lampenöl und Schuhe.
Da aber sah ein Albatros
wie viele Tränen er vergoss
und rief: Hör auf zu greinen!
Hab keine Angst, ich helfe dir,
ich seh die Jäger schon von hier,
es nützt dir nichts zu weinen.
Und als der Walfischfänger kam,
ein großes Schiff aus Ni-ju-san,
geschah das große Wunder,
der Albatros schrie: Samuel,
jetzt kommen sie, also mach schnell,
und tauch‘ sofort hinunter!
Und Samuel tauchte in die See,
er musste nicht in das Haschee
und ließ sich nicht mehr hetzen.
O danke, rief er, danke schön!
der Albatros rief: Gern geschehn
und hüte dich vor Netzen!
© Ard Posthuma
Der Rabe im silbernen Käfig
Der Rabe Theo in Hasliberg-Fluh,
saß in einem im silbernen Käfig.
Er konnte reden wie ich und du,
er sagte: Wieso und Dumme Kuh,
und ab und zu fluchte er sträflich, oh!
mitunter fluchte er sträflich.
Sein Pflegevater, ein Mann mit Barett,
betreute ihn zu jeder Stunde.
Das Tier sagte Fahrrad und Doppelbett,
und alle riefen, wie nett, o wie nett!
Der Vogel hat Gold im Munde, echt!
Der Vogel hat Gold im Munde.
Das hörte aber Graf Bessart von Trier.
Er war ein neugieriger Mann.
Er sprach: Kurios, ein parlierendes Tier,
bring Käfig und Vogel umgehend zu mir,
er zeige mir mal, was er kann, hach!
er zeige mir mal, was er kann.
Bald stellte man ihm den Vogel vor.
Die Befragung begann er sofort.
Was wird er wohl sagen, der Theodor,
heraus mit der Sprache, ich bin ganz Ohr!
Doch er sagte kein einziges Wort, nein,
er sagte kein einziges Wort.
Was schweigst du, dämliches Federvieh,
benimmst du dich immer so zickig?
Da öffnete Theo den Schnabel und schrie
(es sind seine Worte!) nur: Fick dich!
Und das war doch sehr unerquicklich, wie?
Ja, das war sehr unerquicklich.
Der mit dem Barett sagte schonend: Herr Graf,
der Rabe hat wenig Kontrolle,
es fehlt ihm einfach der Mittagschlaf,
dann redet er Stuss, aber sonst ist er brav.
Doch der Graf war komplett von der Rolle, ach!
Der Graf war komplett von der Rolle.
©Ard Posthuma
Der Wirikikauz
Im Land der Wikirikäuze
da sind sie alle verrückt
dort haben sie grünen Schnäuze
und sind mit Fähnchen geschmückt.
Dort haben sie kupferne Beine
und Federchen auf dem Kopf,
dort fressen sie Kieselsteine,
und schmoren sie vorher im Topf.
Und siehst du mal jemand flanieren
und hat einen grünen Schnauz
und tut sich mit Federchen zieren,
dann ist es ein Wikirikauz.
©Ard Posthuma
Samuel und andere Gedichte
Annie M.G. Schmidt
übersetzt aus dem Niederländischen von Ard Posthuma
Illustrationen: Christoph Kirsch
(unpublished)
You must be logged in to post a comment.